„Rassismus entgegentreten und diskriminierungsfreie Gesellschaft mitgestalten“, das ist der Anspruch der weact-BeraterInnen. Ein Besuch in der Lindener Beratungsstelle.
„Von Rassismus Getroffene dürfen nicht allein gelassen werden“, sagt Bakari Eby Tangara vom MiSO-Netzwerk Hannover e.V. Seit dem 1. November 2023 bietet er Diskriminierungsopfern Weact-Beratungen an. Neu im Team sind Sarah Krische und Rahsan Ray Weilert, die beide im Verein Prisma Queer Migrants aktiv sind.
Solidarische und parteiische Beratungsangebote
Die Beratungen von Rassismus-Getroffenen finden in den Räumen des Afrikanischen Dachverbands (ADV-Nord e.V.) in der Badenstedter Straße 12 in Linden-Mitte statt. In dem denkmalgeschützten, städtischen Gebäude hat der ADV auf zwei Etagen rund 250 qm Bürofläche gemietet. Hier ist auch Raum für das weact-Projekt, dessen Arbeit „solidarisch und parteiisch“ sei, so die BeraterInnen. In fast einem Jahr des Bestehens sind etwa 40 Fälle bearbeitet worden, viele davon über mehrere Beratungsgespräche.
Für Beratungsgespräche gibt es keine zeitliche Begrenzung. Die BeraterInnen stellen Kontakte zu den Personen, Behörden, Institutionen, Schulen, Firmen, Ausländerbehörden oder der Polizei her und begleiten die Getroffenen im Bedarfsfall auch zu diesen. „Bei vielen von ihnen gibt es eine Gewöhnung an Rassismus – aber irgendwann kommt das Fass zum Überlaufen!“ berichtet das Team. Sarah Krische ergänzt: „Manchmal ist es für uns auch ermüdend, etwa bei Behörden immer wieder die gleichen Vorwürfe vortragen zu müssen!“
Ein Beispiel ist der Fall eines 16-jährigen Jugendlichen, der über einen langen Zeitraum in einer WhatsApp-Gruppe seines Sportvereins rassistisch gemobbt wurde. Der Vater wandte sich an das Team und forderte deutliche Konsequenzen gegen einen Trainer, der Teil der Gruppe war. Eine Beschwerde sowie Forderungen wurden an den Sportverein und verschiedene Sportbünde geschickt. Dabei stößt das weact-Team auf diverse Abwehrmanöver, steht dem Mobbing-Opfer jedoch zur Seite. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen. Intersektional betrachten die BeraterInnen auch Homophobie als eine besondere Form der Diskriminierung, weshalb queere Menschen bei weact eine wichtige Zielgruppe darstellen.
Empowerment und Öffentlichkeitsarbeit gegen rassistische Diskriminierung
Ein wichtiger Teil der Aufgaben der BeraterInnen ist es, die Betroffenen zu empowern bzw. ihre eigenen Ressourcen zu aktivieren. Dies geschieht beispielsweise durch Vernetzung, Anbindung an verschiedene Aktivitäten usw.
„Es geht um den Menschen. Wir lassen niemanden im Stich!“, betont Bakari „Eby“ Tangara: „Wir machen Öffentlichkeitsarbeit gegen rassistische Diskriminierung“. Alle drei BeraterInnen sind für ihre Aufgabe gezielt ausgebildet worden. In Hannover arbeiten sie in einem Netzwerk mit der städtischen Antidiskriminierungsstelle ADS und der Beratungsstelle Amina des Vereins Schwarze Schafe.
weact ist ein von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge, Integration und Antirassismus finanziertes Projekt des migrantischen Bundesverbands NeMO. Hauptziel ist es, Betroffene im Umgang mit Rassismus durch niedrigschwellige Beratung und systemische Begleitung zu unterstützen. Es ist ein bundesweites Projekt mit derzeit 12 Modellstandorten und 13 tragenden Organisationen in fünf Bundesländern.
Wolfgang Becker
weact-Beratungsstelle
Badenstedter Straße 12
30449 Hannover
Erreichbarkeit: Mo – Do: 09:00 – 16:00 Uhr, Fr: 09:00 – 13:00 Uhr, abweichende Zeiten können vereinbart werden. Kontakt: Eby Tangara, 0152-27235244, weact@miso-netzwerk.de, Sarah Krische: 0155-60174982, weact@prismaqueer.de.