Im November feiert Linden ein ganz besonderes Jubiläum. Vor 50 Jahren, im November 1974, wurde das Ihme-Zentrum eröffnet. Ursprünglich als modernes, urbanes Wohn-, Arbeits- und Einkaufszentrum geplant, sollte es die Innenstadt entlasten und neuen Wohnraum schaffen. Trotz der ehrgeizigen Pläne kam es anders. Geschäfte schlossen, die einstige Vielfalt verschwand. Das Zentrum mit einem der größten Betonfundamente Europas beherbergte zahlreiche Händler. Doch seit den 2000er Jahren wechselten die Eigentümer häufig und das Gebäude steht heute als angefangene Baustelle und im Gewerbebereich größtenteils leer. Im August 2023 wurde ein Insolvenzverfahren beantragt, so dass die Zukunft des Ihme-Zentrums weiterhin ungewiss ist. Passend zum 50-jährigen Jubiläum finden im November einige Aktionen rund um das Ihme-Zentrum statt.
In einer Art Freiluftmuseum präsentiert der Lindener Künstler Uwe Stelter seine zweite Staffel der „Monaco Galerie“. Die Galerie ist jedoch kein Atelier oder Museum, sondern ein kostenloses Freiluftmuseum am Ihme-Zentrum, das rund um die Uhr zugänglich ist. Die Ausstellungsstücke sind überdimensional große Bilder an der Außenfassade zum Küchengartenplatz.
So manch ein Passant ist durch die Darstellung des Ihme-Zentrums gerade im Kontext der architektonischen Struktur des wohlhabenden Monaco (siehe Foto) ein wenig irritiert. So will der Künstler zur Auseinandersetzung anregen. Uwe Stelter ist überregional bekannt für seine ungewöhnlichen Werke, die oft das städtische Leben thematisieren.
Im jungen Schauspiel Hannover erzählt das Stück „Betonklotz 2000“, wie es sich anfühlt, in einem der größten zusammenhängenden Betonfundamente Europas aufzuwachsen. Es sind die Geschichten junger Menschen, für die das einst als utopisches Stadtprojekt geplante Bauwerk soziale Ungerechtigkeit und Realität bedeutet. Zwischen Armut und Gentrifizierung, Suche nach Perspektiven und Flucht nach vorn blicken die Jugendlichen auf den Block und sehen: Freundschaften, Eltern, die sich bemühen, vor allem aber ein Zuhause. Das Stück entstand im Rahmen des Hans-Gratzer-Stipendiums am Schauspielhaus Wien. Termine: 9.11., 17.11., 28.11., 29.11., 4.12. und 5.12.; Ort: Ballhof Zwei des Staatstheaters Hannover, Knochenhauerstraße 28, 30159 Hannover.
Das Ihme-Zentrum wird auch in einem eigenen lokal produzierten Film thematisiert. Am 9.11. und 3.12. jeweils um 17.30 Uhr zeigt das Apollo-Kino in der Limmerstraße 50 „Das Ihme-Zentrum – Traum, Ruine, Zukunft“. Der Nachhaltigkeitsexperte Constantin Alexander geht darin der Frage nach, wie es den rund 2.000 Bewohnerinnen und Bewohnern im Ihme-Zentrum geht, warum das Gebäude einmal gebaut wurde, wie es zu der unschönen Entwicklung kam und wie eine Wiederbelebung funktionieren könnte. Dafür zog er 2014 selbst in das Ihme-Zentrum. Gemeinsam mit dem Filmemacher Hendrik Millauer ist ein Film entstanden, der zeitweise an einem Krimi erinnert.